Helga – Ein Hundetraum wird wahr

Mein Name ist Helga, ich wurde am 05.01.08 geboren und lebte ein Jahr in einer Familie und wurde dann an eine andere Familie weitergegeben. Als ich 4 oder 5 Jahre alt war, kam ich ins Tierheim. Man sagt, ich wäre bissig und es gäbe daher Schwierigkeiten hinsichtlich der Vermittlung. 3 Jahre war ich im ersten Tierheim und kam dann nach Viernheim. Dort arbeiteten Trainer der Hunde-Akademie Perdita Lübbe mit mir. Ich bin wirklich hübsch, aber eben auch kein Spielzeug und möchte ernst genommen werden. In Viernheim wurde mit mir gearbeitet und meine Futteraggression wurde weniger, ich hatte eine super Gassigängerin, die ich sehr geliebt habe, aber mich hat dort kein Besucher gesehen. Deshalb bin ich nach Koblenz umgezogen. Im Januar hatte ich dann das erste Mal Besuch von meinen Interessenten. Die hatten schon einen Hund, aber man kann ja nicht alles haben. Ich bin erstmal mit ihnen Gassi gegangen. Endlich war es dann so weit und ich durfte mit – in mein neues Zuhause.

Das war alles klasse. Aber Familienleben, das war neu für mich. Ich musste mich früher so lange Zeit behaupten und dachte, ich muss auch hier stark sein. Meine neue Schwester habe ich verprügelt, aber wer Geschwister hat, der versteht sowas. Meine Eltern haben mich anfangs nur mit Maulkorb umherlaufen lassen. Ich musste ja auch zeigen, dass ich eine ganz coole, harte Dame bin, die sagen muss, wo es langgeht. Ich habe versucht, das durchzuziehen, und bin so richtig sauer geworden, habe geknurrt, wurde massiv und dickköpfig. Ohne den blöden Mauli hätte ich gebissen. Meine „Eltern“ sagten immer, sie wirft wieder den V8-Motor an. Außerdem war ich es gewohnt, ab 17 Uhr meine Ruhe zu haben. Alte Gewohnheiten sind schwer abzulegen.
4 Wochen habe ich das durchgezogen, aber ich habe gemerkt, dass ich hier keine Verantwortung übernehmen muss. Also habe ich das nach und nach zurückgeschraubt.
Dann stand plötzlich etwas anderes im Vordergrund: Ich wurde blind. Eine Erkrankung der Nerven hinter dem Auge. Das hatte ich schon 2 Jahre, aber jetzt konnte ich mich endlich entspannen und dadurch ging das wohl so schnell, sagen die Ärzte. Leider kann man da auch nicht operieren. Leider sagen die Menschen. Mir macht das nix. Ich habe meine Schwester, an der ich mich orientiere, und wer es nicht weiß, der merkt es gar nicht. Mittlerweile wohne ich hier seit 4 Monaten.

Ich liebe meine Familie, springe (blind wie ich bin) auf den Schoß und trage den Maulkorb nur zeitweise (z.B. beim Hundefriseur oder beim Tierarzt). Man muss ja sein Gesicht wahren. Ich lasse mir ohne Probleme 10x am Tag Augentropfen geben, liebe es zu kuscheln und meine Schwester ist auch toll. Ich konnte ihr zumindest noch Jagdtrieb beibringen.
Endlich hat sich jemand mal ein wenig Mühe mit mir gegeben und erkannt wie toll ich bin. Meine Schwester (auch 2nd hand) und ich sind die Superstars. „Die sind ja süß“, „tolle Hunde“, „die würde ich auch nehmen“. Ja, jetzt, aber all die Jahre nicht, weil eine Beziehung Arbeit bedeutet und wachsen muss. Wie eine Freundschaft und eine Ehe.