Hermann – ein wundervolles Happy End

von Kerstin Albert

Mein lieber Hermann
Mit 15 ist er von zuhause weggelaufen und landete im Tierheim. Die Ohren, Zähne und Augen waren entzündet und vereitert. Essen konnte er schon eine Weile nichts mehr und seine Schmerzen müssen grausam gewesen sein. Er wurde erstversorgt und musste nicht wieder in seine Hölle zurück. Wir haben ihn geholt, weil ich wegen ihm nachts nicht schafen konnte. Er stank fürchterlich aus allen Körperöffnungen.
Vier Narkosen und zwei große Operationen musste der alte Mann bei uns noch überstehen bis er einigermaßen schmerzfrei leben konnte. Seine zugenähten Gehörgänge wurden von meinem wunderbaren Tierarzt in einer zweistündigen Operation wieder geöffnet und teils neu angelegt. Nun konnten endlich die multiresisteten Keime, die da drinnen gewütet hatten, erfolgreich behandelt werden. Viele Zähne mussten raus. Das dauerentzündete Zahnfleisch wurde behandelt.
Das war alles so anstrengend für ihn und trotzdem war er vom ersten Tag an ein Sonnenschein.

Seine Hauptnahrung waren zeitweise Billigwiener aus dem Supermarkt, anderes mochte er nicht. Später dann mochte er Fleisch, in großen Stücken, damit seine paar Zähnchen was zu tun hatten.
Er blühte auf, lief und spielte. Damit er uns auch weitere Strecken zur Badestelle begleiten konnte, bekamen wir von einer lieben Freundin einen Wagen, in dem er ganz stolz chauffiert wurde.

Einen Patenonkel bekam er auch. Der war so von seinem Schicksal berührt und kümmerte sich viel um Hermann und verwöhnte in liebevoll. Er unterstützte uns auch finanziell.
Sehr viel Zeit, Geld und Liebe haben wir in den alten Mann investiert um ein wenig wieder gut zu machen, was Menschen ihm angetan haben.
Ein Vierteljahr vor seinem 17. Geburtstag brach er Unmengen von Blut. Ein unerkannter Tumor im Verdauungstrakt war aufgegangen. An diesem Tag mussten wir Abschied voneinander nehmen.
Er hat unser Leben bereichert. Er war ein toller, tapferer Hund und wird niemals vergessen werden.